Die Berliner Initiative Pro Reli hat nicht nur einen fantastischen Erfolg (265 823 gültige Zustimmungserklärungen, das sind 10,9 Prozent aller Stimmberechtigent) gehabt, sie hat vor allem sieben hervorragende Argumente für die Einführung eines dem Fach Ethik gleichberechtigten Religionsunterricht als echtes Wahlpflichtfach ab der siebten Klasse. Leider sind die sieben Argumente etwas zu anspruchsvoll formuliert um wirklich jeden zu erreichen, was eine Schande, aber zum Glück mit etwas Mühe einigermaßen korrigierbar ist. Also let's explain what the fuss is all about in simple words and colorful images:

  1. Argument - Freie Wahl: „Nur beim Wahlpflichtbereich Ethik/Religion hat jeder Schüler und jede Schülerin eine wirkliche Wahlfreiheit.“

Das dürfte bis hier hin noch einigermaßen einleuchtend sein. Es ist so, weil es so ist!

„Nur wenn der Religionsunterricht dem Ethikunterricht gleichgestellt ist, können sie sich entsprechend ihrer weltanschaulichen Grundüberzeugung wirklich frei für das Eine oder das Andere entscheiden.“

Hier bedarf es schon einer Explikation. Wenn der Religionsunterricht frei wählbar, der Ethikunterricht aber verpflichtend ist, dann kann sich ein religiöser Mensch nicht mehr exklusiv für Religionsunterricht entscheiden. Und die Exklusivität der Wahl ist das Element, das die Wahl zu einer genuin freien macht. Lassen Sie mich ein kleines Beispiel aus dem Hut zaubern: Wenn man sich entscheiden muss zwischen Ethikunterricht pur oder Ethikunterricht mit freiwillig Religion am Nachmittag dazu, wo man eigentlich auch gerne ins Schwimmbad gehen würde oder Kant lesen - das ist so, als ob man zwar Sahne in den Tee tun darf, aber immer auch Zitrone im Tee drin haben muss. Jeder, der schon einmal Tee mit Zitrone und Sahne getrunken hat, weiß, wie grauenvoll diese Mischung schmeckt. Religiöse Schüler haben lediglich die Freiheit, Tee mit Zitrone oder Tee mit Sahne UND Zitrone zu trinken. Das ist keine wirkliche Freiheit!

„Ein staatliches Fach Zwangsethik zeigt einen Mangel an Toleranz gegenüber anderen.“

Nicht nur das - der Name des Faches Zwangsethik spricht ja auch schon Bände! Wer im Zwang der Zwangsethik gefangen, so wie im Moment alle Berliner Schüler, der findet selten überhaupt den Weg in die Freiheit der religiösen Toleranz. Es ist ungefähr so wie bei Lessings Ringparabel, aber neben den Fingerringen der religiösen Überzeugungen gibt es für jeden Kandidaten noch einen obligatorischen eisernen Zwangsethik-Ring um die Fußgelenke, der zudem noch an die Zwangsethik-Ringe der anderen Sinnsucher gekettet ist. Wollen wir wirklich, dass unsere Schulen das ausbildungstechnische Äquivalent eines Strafgefangenlagers bleiben? Die Frage muss wohl als eine rhetorische Frage angesehen werden, denn natürlich wollen wir so etwas nicht.